•     Einführung, Empfehlung und Hilfe zu Aktien und Fonds
Aktien Anlage

Schritt 1
Das 1x1 der Einmalanlagen


Wer immer mal wissen wollte, wie sich Geld vermehrt, der sollte nicht vergessen einen Blick auf die Rendite zu werfen. Unter Rendite stellen wir uns intuitiv jenen Mehrbetrag vor, der bei einer Geldanlage am Ende zusätzlich übrigbleibt. Geben wir unserer Bank z.B. 1.000 EUR und bekommen später dafür 1.050 EUR zurück, dann haben wir 50 EUR Rendite bekommen. Die 50 EUR sind unsere absolute Rendite. Das Geld hat sich vermehrt. Aber wie viel macht das nun in Prozent?

Dazu müssen wir diesen Mehrbetrag (50 EUR) ins Verhältnis zu unserer eingezahlten Summe (1.000 EUR) setzen. Die eingezahlte Summe entspricht 100%. Nun gilt: 50 EUR / 1.000 EUR = 0,05 . Die 50 EUR sind also 0,05 * 1.000 EUR oder 0,05 * 100% = 5% .

Die oben berechneten 5% sind unsere Gesamtrendite für diese Anlage. Diese Zahl hilft uns nicht weiter solange wir keinen Bezug hergestellt haben zu dem, was gerade passiert, während Du diese Zeilen liest: Es vergeht ZEIT. Die Amerikaner sagen: Time is Money. Warum? Nun, es ist so, dass wir Anleger einen bestimmten Mehrbetrag nach Ablauf einer definierten Zeitspanne erwarten.

Der Unterschied wird sofort deutlich, wenn man die Wahl hat, 5% in einem Jahr oder nach Ablauf von zwei Jahren zu bekommen. Deswegen ist es üblich, nicht nur die Gesamtrendite zu betrachten, sondern auch die jährliche Rendite. Dadurch kann man Geldanlagen verschiedener Dauer miteinander vergleichen.

Was passiert, wenn wir einer Bank 1.000 EUR zu einem jährlichen Zinssatz von 5% für 2 Jahre überlassen? Nach Ablauf des ersten Jahres haben wir ein Guthaben von 1.050 EUR, wie wir oben schon gesehen haben. Was geschieht nun, wenn wir die Zinsen nicht ausbezahlt bekommen, sondern weiter investiert lassen? Die Bank verzinst im zweiten Jahr auch die zusätzlichen 50 EUR mit 5%. Nach dem 2. Jahre bekommen wir also Zinsen für 1.050 EUR. Bei 5% sind das 0,05 * 1.050 EUR = 52,50 EUR. Insgesamt haben wir nach 2 Jahren ein Guthaben von 1.000 EUR + 50 EUR + 52,50 EUR = 1.102,50 EUR. Die Zinsen für das zweite Jahr sind höher, weil die Zinsen aus dem ersten Jahr mitverzinst werden.

So sieht es aus, wenn uns die Bank einen festen Zinssatz verspricht. Es geht aber auch andersherum: Dann vereinbart man nicht einen festen Zinssatz für den eingezahlten Betrag, sondern einen festen Geldbetrag als Rückzahlung an einem bestimmten Tag. Vater Staat macht das gerne: Der Bund begibt z.B. einjährige und zweijährige Finanzierungsschätze. Diese Wertpapiere werden am Ende der Laufzeit mit 1.000 EUR pro Stück ausgezahlt. Kauft man heute einen solchen Finanzierungsschatz mit einjähriger Laufzeit, so bezahlt man dafür etwas weniger als 1.000 EUR. Nehmen wir an, ein solches Papier kaufen wir heute für 970,87 EUR. In einem Jahr bekommen wir dafür dann 1.000 EUR zurück. Wie viel Prozent Gesamtrendite wird das dann ergeben? Die Berechnung funktioniert genauso wie oben. Die absolute Rendite ist 1.000 EUR - 970,87 EUR = 29,13 EUR. Was war unsere eingezahlte Summe? Genau 970,87 EUR. Also ist die Gesamtrendite 29,13 EUR / 970,87 EUR = 0,03 oder 3%.

Warum würde uns der Bund diesen Finanzierungsschatz aber als 2,913-Prozenter verkaufen, wenn er doch 3% Rendite bringt? Der Bund betrachtet die Sache aus seiner Perspektive. Der Bund bekommt statt der 1.000 EUR nur 970,87 EUR, das sind 2,913% weniger als 1.000 EUR. Man sagt auch: Der Finanzierungsschatz wird mit 2,913% abgezinst. Wir hingegen sehen die Sache andersherum: Wir bekommen am Ende 3% mehr, als wir heute bezahlen. Man sagt auch: Das investierte Geld wird mit 3% aufgezinst. Es ist eben - wie so häufig im Leben - eine Frage der Perspektive.

Gehen wir von folgendem Beispiel aus: Wir kaufen einen zweijährigen Finanzierungsschatz für 939 EUR. Das ergibt dann nach 2 Jahren bei Rückzahlung von 1.000 EUR eine absolute Rendite von 61 EUR und eine prozentuale Gesamtrendite von 61 EUR / 939 EUR = 0,065 oder 6,5% . Das ist zwar mehr als die 3% von eben, aber es hat ja auch länger gedauert. Für einen fairen Vergleich müssen wir die jährliche Rendite kennen.

Betrachten wir noch ein letztes Beispiel: Eine Bundesanleihe hat eine Restlaufzeit von genau einem Jahr. Sie ist mit einem Zinskupon von 5% ausgestattet und hat einen Nennwert von 100 EUR. Der Nennwert ist der Betrag, der bei Fälligkeit in einem Jahr zurückgezahlt werden wird. Die Zinsen werden jedes Jahr ausbezahlt. Auch am Rückzahlungstag, also jenem Tag an dem wir das Vater Staat überlassene Kapital wieder erhalten, werden noch einmal Zinsen gezahlt. In einem Jahr wird diese Anleihe also insgesamt 105 EUR pro 100 EUR Nennwert auszahlen.

Wir wollen 1.000 EUR in dieser Anleihe anlegen. Nun stellen wir aber fest, dass die Anleihe zu einem Kurs von 102% gehandelt wird. Das bedeutet, dass wir für je 100 EUR Nennwert tatsächlich 102 EUR bezahlen müssen. Wir beißen in den sauren Apfel und bezahlen 1.020 EUR für 1.000 EUR Nennwert. Wie viel Rendite erbringt diese Anleihe? Wir gehen stur nach Schema F vor und berechnen die absolute Rendite: Das wären Rückzahlungswert - Kaufpreis oder 1.050 EUR - 1.020 EUR = 30 EUR. Die Gesamtrendite ist damit 30 EUR / 1.020 EUR = 0,0294 oder 2,94% . Obwohl also 5% "draufsteht" sind wegen des hohen Kurses nur 2,94% "drin".

Ein Wort noch zur Warnung: Die Berechnungen werden komplizierter, wenn man beim Kauf der Anleihe noch Stückzinsen bezahlen muss und im Verlauf noch Zinsen ausgezahlt bekommt. Wer mehr wissen will, kann sich gerne unsere Artikelserie zum Thema Anleihen ansehen.

Im nächsten Schritt werden wir uns der Berechnung der jährlichen Rendite zuwenden.

Schritt 1: Das 1x1 der Einmalanlagen
Schritt 2: Jährliche Rendite
Schritt 3: Effektiv statt nominal
Schritt 4: Anleihen - ein Beispiel
Schritt 5: Leistet mein Geld dasselbe wie ich?
Schritt 6: Zeitgewichtete Rendite
Schritt 7: Woher kommt der Kontostand?
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