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Aktien Anlage

Schritt 2
Zum Beispiel an den Staat


Wie kann der gewiefte Investor aber herausfinden, welcher Zinssatz bei absolut sicherer Anlage für welche Festlegungsdauer angemessen (d.h. marktgerecht) ist? Bei den vielen unterschiedlichen Angeboten verliert man ja leicht die Übersicht. Das hoffen zumindest die Weisen. Allerdings ist es ganz leicht, sich die nötigen Informationen zu beschaffen; und dazu muss man sich nur am Zinssatz für Staatspapiere orientieren. Wie das geht, erklären wir jetzt.

Staatspapiere? Ja, Vater Staat leiht sich Geld; denn seit Jahrzehnten (nein, sogar seit Jahrhunderten(!), nur damals gab es den "Bund" noch nicht, sondern Fürsten, die in Geldnot waren bzw. Fugger, das sind sozusagen unsere Vorfahren am Hofe der Finanzen) ist es bei uns üblich, dass der Bund, die Länder und die Gemeinden mehr Geld ausgeben als sie durch Steuern und andere Abgaben einnehmen. Da die Staatseinnahmen nicht ausreichen, um all die schönen Panzer, Flugzeuge, Fixerstuben und neuen Bundesländer, die unsere Politiker und Beamten so anschaffen, zu bezahlen, muss sich die Bundesrepublik das fehlende Geld borgen. Man mag einwenden, dass Sparen eigentlich die bessere Alternative sei, aber das ist eine andere Geschichte. Um das Geld ausgeben zu können, das der Staat nicht hat, legt er u.a. Wertpapiere auf. Für eine bestimmte Laufzeit leiht er sich also Geld von seinen Bürgern. Und der Staat ist ein sehr sicherer Schuldner. Man geht derzeit allgemein davon aus, dass Deutschland nicht Pleite gehen kann und seine Schulden immer wird bezahlen können. Diese Annahme ist, zumindest kurz- bis mittelfristig, auch realistisch. Deshalb kann die Anlage in deutschen Staatspapieren auch als absolut sicher (wenn nicht sogar als die sicherste Geldanlage überhaupt) angesehen werden. Übrigens denken auch Ausländer und Weise (Moodys oder Standard and Poor's) so über den deutschen Staat und seine Schulden und verleihen ihnen den Status "Triple A", was so viel heißt wie sehr, sehr sicher. Die beliebtesten dieser Papiere wollen wir im Folgenden erwähnen:

Da sind zunächst einmal die Finanzierungsschätze mit Laufzeiten von einem und zwei Jahren. Sie können gebührenfrei bei allen Banken und Sparkassen erworben werden. Am Ende der Laufzeit wird dem Sparer sein Geld mit Zinsen zurückgezahlt. Eine Besonderheit der Finanzierungsschätze ist, dass sie abgezinst verkauft werden. Hat ein einjähriger Finanzierungsschatz mit dem Wert von 1000 EUR z.B. einen Zinssatz von 3%, ergibt sich eine jährliche Zinszahlung von 30 EUR. Diese 30 EUR werden beim Kauf eines Finanzierungsschatzes abgezogen. Der Sparer zahlt also für einen Finanzierungsschatz 970 EUR und erhält nach einem Jahr dafür 1000 EUR zurück. Ähnliches gilt für die zweijährigen Finanzierungsschätze.

Laufzeit: Ein oder zwei Jahre.
Währung: EUR.
Stückelung: 1000 EUR.
Vorteile: Finanzierungsschätze sind eine absolut sichere Geldanlage. Man bekommt einen für kurze Laufzeiten angemessenen Zinssatz.
Nachteile: Während der Laufzeit kommt man auf keinen Fall an sein Geld. Kleinere Beträge als 1000 EUR können nicht gespart werden.

Die bei uns Kleinsparern beliebtesten Staatspapiere sind wohl die Bundesschatzbriefe, häufig liebevoll als "Bundesschätzchen" bezeichnet. Auch diese Papiere mit Laufzeiten von sechs (Typ A) bzw. sieben Jahren (Typ B) können ohne zusätzliche Gebühren zu entrichten bei allen Banken und Sparkassen erworben werden. Die Besonderheit dieser Papiere ist, dass sie einen von Jahr zu Jahr steigenden Zinssatz aufweisen. Da man Bundesschatzbriefe nach dem ersten Laufzeitjahr jederzeit zurückgeben kann (10.000 EUR Nennwert pro Monat) und dann den Nennwert plus Zinsen zurückerhält, will der Bundesfinanzminister (vertreten durch die Bundesschuldenverwaltung) dem Sparer das längere Halten der Schätzchen durch diesen Stufenzins schmackhaft machen.

Laufzeit: Beim Typ A mit jährlicher Zinszahlung sechs Jahre, beim Typ B mit Zinsansammlung (Zinseszinseffekt!) sieben Jahre; vorzeitige Rückgabe nach Ende des ersten Laufzeitjahres jederzeit möglich
Währung: EUR.
Stückelung: 100 EUR.
Vorteile: Jährlich steigender Zinssatz, flexible Anlage, Sparpläne (ab 100 EUR pro Monat) über die Landeszentralbanken möglich.
Nachteile: Ihr durchschnittlicher Zinssatz bei einer Haltedauer von weniger als zwei Jahren ist geringer als der von Finanzierungsschätzen. Man kommt ein Jahr lang nicht an sein Geld heran.

Wer weiß, dass er sein Geld erst in fünf Jahren benötigt, ist mit der Bundesobligation am besten bedient. Bundesobligationen haben eine Laufzeit von fünf Jahren und können wie Finanzierungsschätze und Schatzbriefe gebührenfrei bei allen Geldinstituten gekauft werden. Die Zinszahlung erfolgt jährlich. Bundesobligationen können nach ihrer Zulassung zum Handel (in der Regel ein bis drei Monate nach Auflegung) jederzeit an der Börse verkauft werden. Allerdings besteht dann ein Kursrisiko, da man als Kaufpreis nicht notwendigerweise den Preis erhält, den man für sie bezahlt hat.

Laufzeit: Fünf Jahre, danach Rückzahlung zum Nennwert.
Währung: Euro.
Stückelung: 100 Euro.
Vorteile: Der Zinssatz der Bundesobligation ist höher als der Mittelwert des Zinssatzes des Bundesschatzbriefes bei fünfjähriger Haltedauer. Bundesobligationen sind jederzeit über die Börse zu verkaufen.
Nachteile: Bei vorzeitigem Verkauf besteht ein Kursrisiko.

Einen gemeinsamen großen Vorteil dieser Wertpapiere kennen wir bereits: Sie können gebührenfrei beschafft werden. Einen anderen Pluspunkt haben wir noch nicht genannt: Finanzierungsschätze, Bundesschatzbriefe und Bundesobligationen werden auf Antrag kostenlos bei der Bundesschuldenverwaltung verwahrt. Man braucht sie also nicht in ein Depot bei einer Bank oder Sparkasse zu legen und für die Depotverwaltung zu bezahlen. Man muss beim Kauf lediglich die Eröffnung eines Kontos bei der Bundesschuldenverwaltung verlangen, und den Rest erledigt (natürlich gebührenfrei) das Geldinstitut. Gebührenfreier Kauf und Verwahrung erfreuen uns.

Der Vollständigkeit halber wollen wir noch erwähnen, dass es auch Bundesanleihen mit Laufzeiten von zehn und 30 Jahren gibt. Diese müssen aber (Vorsicht Gebühren!) an der Börse gekauft werden und unterliegen einem Kursrisiko, das größer ist als das von Bundesobligationen. Außerdem denken wir, dass man bei einem Anlagehorizont von mehr als fünf Jahren bessere Möglichkeiten (z.B. Aktien!) zur Geldvermehrung hat.

Weitere Informationen über Bundeswertpapiere gibt's bei der Bundesbank oder im Finanzteil einer überregionalen Tageszeitung.

Merke: Bundeswertpapiere sind sicher, gebührenfrei und einfach zu bekommen. Informationen über ihre Konditionen sind leicht erhältlich. Und das Schöne an der Geschichte mit diesen Festverzinslichen ist, dass die Geldinstitute immer mit ein paar Zehntelprozenten mehr Zinsen herausrücken müssen, wenn sie wollen, dass ihre Kunden das Geld ihnen leihen und nicht dem Finanzminister. Deshalb sollte sich jeder Geldanleger über Bundespapiere informieren bevor er zwecks festverzinslicher Geldanlage die Filiale eines Geldinstituts betritt. Denn so lässt es sich viel besser verhandeln.

Schritt 1: Verleiht doch einfach Eure Kröten
Schritt 2: Zum Beispiel an den Staat
Schritt 3: Wer zahlt besser als Vater Staat?
Schritt 4: Und der Staat kassiert natürlich mit
Schritt 5: Was ist eigentlich mit Kursgewinnen?
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