•     Einführung, Empfehlung und Hilfe zu Aktien und Fonds
Aktien Anlage

Schritt 6
Zeitgewichtete Rendite


In der letzten Folge haben wir gesehen, dass dieselbe Leistung bei der Auswahl von Geldanlagen noch lange nicht zum selben Erfolg in barer Münze führen muss. Das Ergebnis hing auch davon ab, zu welcher Zeit gerade wie viel Geld zur Verfügung stand. Hat man in Zeiten steigender Kurse viel Geld investiert und in Phasen fallender Kurse wenig, so wird man am Ende deutlich mehr Freude an seinen Anlagen haben, als wenn man nicht der Herde gefolgt ist.

Oft kann man allerdings nicht beeinflussen, wann man wie viel Geld zur Verfügung hat. Unerwartete Ereignisse können plötzlich Geld kosten, das man dann abziehen muss. Andererseits kommt man manchmal unerwartet zu Geld. Im Beispiel der letzten Folge war es ein Lottogewinn. Es kann natürlich auch eine Erbschaft, eine Bonuszahlung oder ein Geldregen aus anderer Quelle sein. Es muss ja nicht gleich eine Million sein. Der Effekt tritt eben mehr oder weniger stark auf.

Wenn wir schon Pech mit der Wertentwicklung gehabt haben, können wir uns wenigstens damit trösten, unsere Anlagen gut ausgewählt zu haben? Haben wir Fortschritte bei der Aktienbewertung gemacht? Wir müssen die Entwicklung unseres Kontostandes von den Ein- und Auszahlungen in der Zwischenzeit trennen, um das herauszufinden. Wie das geht, werden wir in dieser Folge sehen.

In unserem Beispiel beginnen wir mit einer Anlage in Höhe von 1.000 Euro. Lassen wir sie ein halbes Jahr liegen und sehen wir ihr beim Wachstum auf 1.400 Euro zu. Dann investieren wir weitere 1.000 Euro, die wir in der Zwischenzeit erspart haben. Aber halt, zuerst merken wir uns die Gesamtrendite der ersten Periode. Das waren 40% in sechs Monaten. Wer nicht mehr weiß, wie man das ausrechnet, sollte vielleicht noch mal die ersten Teile dieser Serie anschauen. Wir merken uns die 40% für ein halbes Jahr, die einem Wachstumsfaktor von 1,4 entsprechen. Dann erst investieren wir die erwähnten nächsten 1.000 Euro.

Nehmen wir nun an, die Anlage läuft nicht mehr so gut und unsere gesammelten 2.400 Euro vermindern sich im nächsten halben Jahr auf glatte 2.000 Euro. Das entspricht einer Gesamtrendite für das zweite halbe Jahr von -16,67% oder einem Wachstumsfaktor (oder eher "Schrumpffaktor") von 0,8333.

In diesem Beispiel haben wir kein Geld hinzugewonnen und keines verloren, denn wir haben 2.000 Euro eingezahlt und haben immer noch 2.000 Euro. Wir haben allerdings in einer guten Marktphase weniger Geld investiert als in einer schlechten. Obwohl unsere geldgewichtete Rendite gleich null ist, haben wir doch eine positive zeitgewichtete Rendite zu erwarten. Die zeitgewichtete Gesamtrendite erhalten wir aus den einzelnen Wachstumsfaktoren. Wir multiplizieren sie einfach zu einem Gesamtwachstum von 1,4 x 0,8333 = 1,1667 (gerundet). Das entspricht einer Gesamtrendite von 16,67% für das betrachtete Jahr.

Nun verändern wir unsere Annahmen ein wenig: Uns stehen bereits zu Anfang 2.000 Euro zur Verfügung und nach einem halben Jahr geben wir 1.000 Euro aus. Die Gesamtrendite der ersten Periode bleibt unverändert: Die 2.000 Euro wachsen zunächst auf 2.800 Euro an. Nach der Entnahme von 1.000 Euro schrumpft der Rest von 1.800 Euro in den folgenden sechs Monaten auf 1.500 Euro. Insgesamt vermehrt sich unser Vermögen um 500 Euro im ganzen Jahr. Dabei haben wir dieselbe Anlageauswahl getroffen! Die zeitgewichtete Rendite ist dieselbe wie im ersten Fall. Der Anstieg von 2.000 auf 2.800 Euro entspricht einem Wachstumsfaktor von 1,4. Der Rückgang von 1.800 auf 1.500 Euro entspricht dem Faktor 0,8333. An der zeitgewichteten Rendite von 16,67% für das Gesamtjahr ändert sich nichts. Der finanzielle Unterschied entsteht allein durch die unterschiedlich hohen investierten Beträge in den beiden Zeitabschnitten.

Es ist sinnvoll, in beiden Fällen dieselbe zeitgewichtete Rendite zu berechnen. Sie soll ja unsere Fähigkeiten bei der Auswahl von Anlagen beurteilen, nicht unser Glück bei der Frage "Wann habe ich viel Geld, wann wenig?" In beiden Fällen haben wir unsere Anlagen gleich gut ausgesucht: Im ersten halben Jahr ein Investment, das 40% Plus brachte, im zweiten Halbjahr eins mit 16,67% Verlust. Deshalb ist auch die zeitgewichtete Rendite in beiden Fällen gleich.

Leider sagt uns, wie wir eben gesehen haben, die zeitgewichtete Rendite nicht, wie sich unser Geld vermehrt oder vermindert hat. Dazu gibt es die geldgewichtete Rendite. Was es damit auf sich hat, betrachten wir im nächsten Schritt.

Schritt 1: Das 1x1 der Einmalanlagen
Schritt 2: Jährliche Rendite
Schritt 3: Effektiv statt nominal
Schritt 4: Anleihen - ein Beispiel
Schritt 5: Leistet mein Geld dasselbe wie ich?
Schritt 6: Zeitgewichtete Rendite
Schritt 7: Woher kommt der Kontostand?
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