•     Einführung, Empfehlung und Hilfe zu Aktien und Fonds
Aktien Anlage

Schritt 8
Eigenkapitalrendite

Eigenkapital steht für die Summe Bargeld, welche die Aktionäre einer Firma zur Verfügung gestellt haben. Da ja letztlich die Aktionäre Eigentümer des Unternehmens sind und nicht das Management, stellt ihr investiertes Kapital eine Forderung gegen die Aktiva des Unternehmens dar. Die Eigenkapitalrendite ist ein Richtwert, wie viel Gewinn auf jeden Euro, der im Unternehmen steckt, erwirtschaftet wird. Was es damit auf sich hat, wollen wir auf dieser Seite klären.

Die Eigenkapitalrendite ist ein wichtiges Werkzeug im Werkzeugkoffer der Unternehmensbewertung. Indem wir die Eigenkapitalrendite ermitteln, sehen wir auf einen Blick, ob ein Unternehmen Vermögen aufbaut oder vernichtet. Wir sehen, wie viel Barmittel ein Unternehmen mit dem vorhandenen Eigenkapital zu schaffen in der Lage ist. Beträgt die Eigenkapitalrendite beispielsweise 15%, bedeutet das, dass das Unternehmen für jeden ursprünglich in das Unternehmen investierten Euro 15 Cents Mehrwert im vergangenen Jahr geschaffen hat. Daraus folgt, vorausgesetzt alle übrigen Rahmenbedingungen sind gleich, dass ein Unternehmen umso erfolgreicher agiert, je höher seine Eigenkapitalrendite ist. Oder in welches Unternehmen würde man wohl lieber sein sauer verdientes Geld stecken - eines, das aus 100 € innerhalb eines Jahres 105 € macht oder ein anderes, das 125 € erwirtschaftet?

Wir ermutigen immer, dass man sich als Anteilseigner der Firmen begreift. Ja, ein Aktienkauf ist mehr als das Bezahlen des Aktienkurses. Durch den Kauf von Aktien wird ein Unternehmen zum eigenen Unternehmen. Klar, man besitzt es gemeinsam mit vielen anderen, aber immerhin! Deshalb sollte man sich fortan auch interessieren, wofür das Unternehmen Geld ausgibt. Wenn man beispielsweise erfährt, dass die Vorstände sich mit großzügigen Bonuszahlungen, die sie kaum verdienen, weil die Eigenkapitalrendite schon seit Jahren unter der des Sparbuchs liegt, ihr Gehalt aufbessern, dann geht es ums eigene Geld. Das neu renovierte Firmenchalet für strategische Klausuren in Gstaad, ja auch hier wird auf Aktionärs Kosten gut gelebt.

Da die Konzernrechnungslegung eine durchaus komplexe Angelegenheit ist, passiert es leicht, dass wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. In diesem Beitrag wollen wir bloß einen Definitionsansatz leisten. An dieser Stelle wollen wir uns daher mit einem einfachen Beispiel zufrieden geben, an dem wir das Konzept des Eigenkapitals und der Eigenkapitalrendite erläutern:

Du machst eine Erbschaft und entscheidest dich, für 300.000 € eine Immobilie zu kaufen. Der Kauf geht glatt über die Bühne und ein unabhängiges Gutachten bestätigt, dass der Verkehrswert des Objekts tatsächlich bei 300.000 € liegt. Am Tag der Eintragung ins Grundbuch sieht deine Bilanz daher folgendermaßen aus:

Aktiva

Eine vermietete Immobilie im Wert von 300.000 €.

Eigenkapital

Eingezahltes Aktienkapital 300.000 €.

Wie für alle Bilanzen gilt: Aktiva = Passiva, und darin: Passiva = Fremdkapital + Eigenkapital.

Somit sind Deine Passiva gleich null. Die 300.000 €, die du für den Hauskauf aufgewendet hast, sind tatsächlich gleich dem eingezahlten Aktienkapital, das du in dein Unternehmen investiert hast. Du hoffst, die Immobilie vorwiegend an Studierende zu vermieten und damit jährlich 24.000 € nach Steuern, also 8% auf Deine Anfangsinvestition zu verdienen.

Somit ergibt sich also eine Eigenkapitalrendite in Höhe von 8% (24.000 € / 300.000 €). Und da es sich um ein Beispiel handelt, gehen wir davon aus, dass deine Studis alle ordentlich ihre Miete bezahlen, nichts kaputtmachen und deine Immobilie nicht besetzen. Am Ende des ersten Jahres würde die Gewinn- und Verlustrechnung für deine AG so aussehen:

Einnahmen                         30.000 €
Nach Steuern 20%                  (6.000) €
Reingewinn                        24.000 €
abzüglich Dividenden                   0 €
nicht ausgeschütteter Gewinn      24.000 €

Und die Bilanz am Ende des ersten Jahres würde so aussehen:

Aktiva

Eine vermietete Immobilie im Wert von 300.000 €
Guthaben auf dem Konto 24.000 €

Eigenkapital

Eingezahltes Aktienkapital 300.000 €
nicht ausgeschütteter Gewinn 24.000 €

Die Eigenkapitalrendite errechnet sich so:

Reingewinn
------------------ =
Eigenkapital

24.000 €
------------------ = 0,08 oder 8%
300.000 €

Der Nenner in der Gleichung zur Ermittlung der Eigenkapitalrendite kann auf verschiedene Arten berechnet werden. In unserem einfachen Beispiel sind wir von einem eingezahlten Aktienkapital in Höhe von 300.000 € ausgegangen, um zu ermitteln, welche jährliche Rendite unsere kleine AG erwirtschaftet. Einige Analysten setzen das Eigenkapital am Stichtag der Schlussbilanz an (324.000 €, somit ein Eigenkapitalrendite von 7,4%), und andere nehmen den Mittelwert aus der Eröffnungs- und Schlussbilanz (312.000 €, somit ein Eigenkapitalrendite von 7,7%). Die Bilanzen der meisten großen Unternehmen sind um einiges komplexer als unser Beispiel und am häufigsten wird im Nenner der Mittelwert aus der Eröffnungs- und Schlussbilanz zur Bestimmung der Eigenkapitalrendite herangezogen. Aber das Beispiel zeigt uns, wie unterschiedliche Bewertungsansätze zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen im Hinblick auf die Höhe der ermittelten Eigenkapitalrendite führen. Die Unternehmensbewertung ist alles andere als eine exakte Wissenschaft.

Das zweite Geschäftsjahr beginnt und in der Eröffnungsbilanz wird das Eigenkapital mit 324.000 € ausgewiesen. Bei einer angenommenen Inflationsrate von jährlich 5% wird also der reale Wertzuwachs langsam aber sicher abnehmen, es sei denn, wir erhöhen die Mieten. Aber auch dann, wenn wir weiterhin 24.000 € Ertrag erzielen, sinkt die Eigenkapitalrendite von 8% auf 7,4%, weil ja in der Eröffnungsbilanz das Eigenkapital mit 324.000 € zu Buche schlägt. Natürlich hätten wir auch den gesamten Gewinn des ersten Geschäftsjahres (an uns selbst) ausschütten können, und unser in der Eröffnungsbilanz ausgewiesenes Eigenkapital hätte dann 300.000 € betragen und der Ertrag des zweiten Geschäftsjahres wäre auf diese niedrigere Ausgangsbasis bezogen gewesen. Praktisch alle Unternehmen behalten zumindest einen Teil der Erträge ein und bilden Rücklagen, um zu einem späteren Zeitraum reinvestieren zu können in der Hoffnung dadurch weiterzuwachsen. Ein gut geführtes Unternehmen ist in der Lage seine Eigenkapitalrendite regelmäßig zu steigern. Praktisch jede Firma kann den Gewinn steigern, aber nur die besten erzielen regelmäßige Zuwachsraten bei ihrer Eigenkapitalrendite.

Schritt 1: Einführung
Schritt 2: Gewinnbasierte Bewertungen
Schritt 3: Das dynamische Kurs-Gewinn-Verhältnis
Schritt 4: Von Wachstum und Hoffnung - die kumulierte Wachstumsrate
Schritt 5: Von Verkaufserlösen und Unternehmenskäufen
Schritt 6: Weitere Beispiele zur Anwendung des Kurs-Umsatz-Verhältnisses
Schritt 7: Renditebasierte Bewertungen
Schritt 8: Eigenkapitalrendite
Schritt 9: Gesamtkapitalrendite
Schritt 10: Cashflow - Geld wächst nicht auf Bäumen
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