Viele Zeitgenossen erfreuen
sich an einer Form der "Geldanlage", die zwar keine Rendite, aber Hoffnung
und Spannung in ihr Leben bringt. Sie gehen allwöchentlich zum
Zeitschriftenhändler, machen einige Kreuzchen auf einem Zettel, zahlen
dafür einen vermeintlich geringen Betrag und warten bis zum Samstag.
Die Deutschen und die Lottofee Kurz
vor dem Livestream im Internet um 19:25 Uhr bringt sich der Homo Zockeris Vulgaris in Stimmung: Die
Flasche Bier ist geöffnet, der Schampus sicherheitshalber kalt und der
Fernsehsessel in die bequemste Position gestellt. Gebannt folgt er den
Ausführungen der Lottofee, wenn sie die Ergebnisse der Ziehung der
Lottozahlen verkündet. Während er noch vor der Ziehung von teuren Autos,
einem Strandurlaub und einem Bad in Champagner
träumen durfte, wird ihm danach schnell klar, dass er sich doch mit der
Monatskarte der U-Bahn, einem Besuch im Stadtbad mit seiner Frau und einem
Kasten Mineralwasser begnügen muss.
Diese Erkenntnis sollte
eigentlich niemanden überraschen: Die Chance, den Hauptgewinn zu erzielen
(Wer will sich schon mit weniger begnügen?), beträgt etwa eins zu 14
Millionen. Mehr als Nervenkitzel bringt demnach die Teilnahme am Lotto
nicht ein. Das ist eigentlich nicht schlimm, denn ein wenig Spannung im
langweiligen Alltag sollte uns doch ein paar lächerliche Kröten wert sein.
Ein paar lächerliche Kröten? Viele geben Monat für Monat 100 Euro und mehr
fürs Lottospielen aus und bekommen dafür lediglich die Gelegenheit, den
Standardfluch wieder und wieder auszusprechen. Wer sich erinnert
(siehe Schritt 3), was eine Anlage von 100 Euro im Monat bei einem
Zinssatz von 5% nach 20 oder 30 Jahren einbringt, wird schnell erkennen,
dass Lottospielen keine schlaue Geldanlage ist.
Das Sparbuch als sichere Anlageform Der Deutschen
beliebteste Geldanlage ist nach wie vor das gute alte Sparbuch. Milliarden
und Abermilliarden schlummern auf Sparkonten und werden zu Mickerzinsen
verzinst. Für die Banken und Sparkassen ist das natürlich ein gutes Geschäft:
Sie verleihen diese Gelder zu wesentlich höheren Zinssätzen (z.B. beim Dispokredit)
und streichen die Differenz ein. Sparbücher sind keine
besonders gute, dafür aber eine absolut sichere Geldanlage. In unserem
Lernprogramm werden wir Möglichkeiten kennen lernen, wesentlich bessere
Renditen zu erzielen. Wer also mehr als eine Notreserve auf dem Sparbuch
hat und diesen Überschuss in den nächsten Jahren nicht benötigt, sollte
sich nach besseren Anlageformen umsehen. Mehr als ein Parkplatz für bald
benötigte Gelder ist ein Sparbuch leider nicht. Mit dem Sparbuch haben
wir bereits eine der sicheren Möglichkeiten der Geldanlage kennen gelernt,
die festverzinsliche Geldanlage. Man stellt einem Schuldner (hier der Bank
oder der Sparkasse) einen
bestimmten Betrag zur Verfügung, mit dem dieser arbeiten kann. Dafür
erhält man eine Vergütung in Form von Zinsen. Sicher ist so eine Anlage
dann, wenn die Rückzahlung des Betrages garantiert ist. Dies ist bei den
Sparkassen, Bausparkassen und meisten Banken dadurch gewährleistet, dass
sie dem so genannten Einlagensicherungsfonds angehören. Das bedeutet,
dass die Rückzahlung des Geldes selbst dann erfolgt, wenn der Schuldner
zahlungsunfähig ist. Weil wir auf unserer Website einen eigenen Bereich über
festverzinsliche Geldanlagen haben, möchten wir an dieser Stelle nur einige
grundsätzliche Anmerkungen machen:
- Je länger man sein Geld dem Schuldner zur Verfügung stellt, desto
höher ist der Zinssatz.
- Je sicherer der Schuldner ist, desto geringer ist die Rendite.
- Zinseinnahmen über dem persönlichen Freibetrag werden mit dem persönlichen Steuersatz
versteuert. Der Finanzminister hält also seine Hand auf.
Zusammenfassend stellen wir fest, dass die festverzinsliche Anlage
zwar sicher ist, aber nicht sonderlich viel Gewinn abwirft.
Wer das Geld, das er anzulegen gedenkt, für mindestens fünf Jahre nicht
benötigt, sollte es anderweitig unterbringen.
Wie erkennt man Experten? Wie identifiziert der Deutsche
einen Experten in Sachen Geldanlage? In den meisten Fällen genügt ein
Anzug oder ein Kostüm und die Behauptung, man sei speziell ausgebildet und
wolle dem Kunden in den ach so schwierigen Fragen der finanziellen
Absicherung und der Vermögensbildung behilflich sein. Da sind zum Beispiel
die freundlichen Versicherungsvertreter oder die Herren vom
Strukturvertrieb, die mit Laptop und Formularen ausgerüstet zu Besuch
erscheinen, um uns in Fragen der persönlichen Sicherheit und der Finanzen
zu unterstützen. Wir Deutsche sind, was Gelddinge anbelangt, von Natur aus
risikoscheu. Darum sind hilfsbereite Verkäufer, die behaupten uns gegen
alles und jedes versichern zu können, beliebte Hausgäste. Besonders gern
versichern sie unser Leben.
Die Kapitalbildende
Lebensversicherung - ein weises Produkt? Der verständliche
Wunsch, den Lebenspartner und die Kinder im Falle des plötzlichen Ablebens
finanziell abzusichern, gibt den Versicherungen die Möglichkeit, viele
maßgeschneiderte Produkte an den Mann oder die Frau zu bringen. Eines
davon ist die Risiko-Lebensversicherung. Ihr Prinzip ist ganz einfach: Man
zahlt pro Monat einen geringen Betrag, die Risikoprämie, und wenn der
versicherten Person irgendwann das Lebenslicht ausgeblasen wird, bekommen
die Angehörigen von der Versicherung eine vertraglich festgelegte Summe.
Ein fairer Handel: Die Versicherung nimmt für das Todesfallrisiko, das sie
abzudecken bereit ist, eine kleine Prämie und muss die volle
Versicherungssumme auszahlen, wenn der Versicherungsnehmer in die ewigen
Jagdgründe eingeht. Die Prämien für solche Versicherungen sind nicht hoch,
und der Abschluss einer Police ist für Menschen, die Angehörige zu
versorgen haben, unbedingt empfehlenswert. So weit, so gut!
Leider
verdienen die Vertreter an solchen Versicherungen nicht viel Provision.
Deshalb haben die Versicherungsgesellschaften ihre Produkte ein wenig
"verfeinert". Warum soll man die Risiko-Lebensversicherung nicht mit einem
Sparplan kombinieren? Wenn nämlich der Vertrag ausläuft und der
Versicherungsnehmer dummerweise noch lebt, bekommt er im Fall der
Risiko-Lebensversicherung kein Geld. Gibt man jedoch den guten Onkels von
der Versicherung pro Monat ein paar Euro mehr, dann legen sie es für den
Versicherten trickreich am Kapitalmarkt an und erzielen damit in der Regel
Renditen von einigen Prozent. Am Ende der Laufzeit des Vertrages erhält der
Versicherte ein "schönes" Sümmchen; denn die Experten von der Versicherung
wissen genau, wie man im Dschungel der Finanzmärkte überlebt und das Beste
für den Kunden herausholt.
Klingt das nicht toll? Otto
Normalverbraucher ist doch den komplexen Verflechtungen der
internationalen Finanzmärkte und der Schnelllebigkeit der Börsen nicht
gewachsen. Die Jungs von der Versicherung dagegen tun den lieben langen
Tag nichts anderes als das Vermögen der Versicherten zu mehren. Ist
deshalb die Verquickung der Risiko-Lebensversicherung mit einem Sparplan -
die Weisen nennen das Konstrukt dann Kapitalbildende Lebensversicherung - nicht ein
geschickter Schachzug?
Stimmt, aber leider nur für den Vertreter und
die Versicherung! Denn der Vertreter, der dem Kunden eine solche
Kapitalbildende Lebensversicherung andreht, bekommt für seine
Dienstleistung zum Beispiel eine Provision von mindestens einer
Jahresprämie. Das ist gerecht, denn schließlich arbeitet er pro Vertrag
(man nennt das "Beratungsgespräch") im Durchschnitt eine halbe Stunde.
Bei einem typischen Monatsbeitrag von 100 EUR ergibt dies einen Stundenlohn
von 2400 EUR. Die Provision ist aber nun leider für den Versicherungsnehmer bereits futsch.
Er zahlt ein ganzes Jahr lang Beiträge ohne das ein müder Euro für ihn
angelegt wird. Und die Weisen Männer von der Anlageabteilung der
Versicherung arbeiten auch nicht umsonst. Sie ziehen von den Beiträgen
jeden Monat Anteile für die Verwaltung des Ersparten ab. Schließlich
müssen auch sie irgendwie ihre Häuschen im Grünen abbezahlen, und ihre
Arbeitgeberin - die Versicherung - will auch etwas verdienen.
Kurz und gut: Wie viel man dem Vertreter und der Gesellschaft in
den Rachen wirft, merkt man bei dem Versuch, aus einem solchen Vertrag
herauszukommen. Man erhält bei vorzeitiger Kündigung eines Vertrages den
so genannten Rückkaufswert ausbezahlt. Dieser übersteigt erst nach fünf
bis sieben Jahren(!) die Summe der eingezahlten Beiträge. Da weiß man,
was die Vertreter und Versicherungen an einem solchen Vertrag
verdienen.
Wer also gedenkt, eine Kapitalbildende
Lebensversicherung abzuschließen, sollte sich (ähnlich wie der homo
zockeris vulgaris vor der Ziehung der Lottozahlen) vor dem Besuch des
Vertreters in die richtige Stimmung bringen. Wir empfehlen, sich zur
nächsten Wand zu begeben und den Kopf rhythmisch mit Wucht dagegen zu
schlagen. Dies erleichtert es dem Gehirn, die Aussagen des Vertreters zu
glauben, und verkürzt auch das "Beratungsgespräch", weil der Kunde das
Bedürfnis hat, schnellstmöglich ein Krankenhaus aufzusuchen. Dummheiten
soll man nämlich schnell machen, damit sie nicht zur Qual
werden.
Die Kapitalbildende Lebensversicherung ist das
Paradebeispiel für ein von den Weisen entworfenes Finanzprodukt.
- Es
ist eine Black Box: Vorne kommt Geld hinein, erscheint nach einigen Jahren
am Ende wieder, und was drinnen passiert, geht den Kunden nichts an.
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Bevor der Kunde einen Pfennig sieht, saugen erst alle beteiligten Experten
Honig aus seinen Sparanteilen. Sie tun dies in Form von Provisionen und so
genannten Gebühren und Verwaltungsanteilen.
Wie kann ein schlauer Anleger, ohne die Weisen reicher als nötig zu machen,
sein Geld gewinnbringend anlegen? Darüber reden wir im nächsten Schritt.
Schritt 1: Einführung
Schritt 2: Was bedeutet Geldanlage eigentlich?
Schritt 3: Das Wunder des Zinseszinseffektes
Schritt 4: Ziele setzen und runter mit den Schulden
Schritt 5: Die Legende vom Lottogewinn
Schritt 6: Kleinanleger an die Börse!
Schritt 7: Vom Umgang mit dem Risiko
Schritt 8: Wie die Weisen unser Geld verwalten
Schritt 9: Besser als die Weisen
Schritt 10: Zusammenfassung
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