•     Einführung, Empfehlung und Hilfe zu Aktien und Fonds
Aktien Anlage

Schritt 7
Vom Umgang mit dem Risiko

In Oma Krauses Garten lebt ein Eichhörnchen, ein lustiges Tierchen und gar nicht blöde. Es legt Futtervorräte für schlechte Zeiten an. Da etliche seiner "Kollegen" an diesem Notgroschen interessiert sind, trifft es besondere Vorkehrungen: Es legt verschiedene Depots an, damit für den Fall eines unerlaubten Zugriffs auf die Speisekammer nicht gleich alles Futter den Besitzer wechselt. Ein, wie wir finden, ziemlich schlaues Vorgehen, solange, wie man sich die Verstecke merken kann.

Oma Krause wohnte unmittelbar nach dem Krieg in einem der weniger sicheren Bezirke ihrer Stadt. In der Eckkneipe unter ihrer Wohnung waren nicht selten mehr als 200 Jahre Knast am Tresen versammelt. Leider arbeiteten die Banken noch nicht, und sie musste die paar Reichsmark, die sie ins Nachkriegszeitalter hinübergerettet hatte, zu Hause aufbewahren. Was wäre passiert, wenn sich einer der übel beleumundeten Kneipengäste versehentlich in ihr bescheidenes Domizil statt in die Schluckhalle begeben hätte? Nicht auszudenken! Um sicher zu gehen, versteckte Oma Krause also ihre Kröten nicht an einem einzigen Ort, sondern verteilte ihr Erspartes auf verschiedene Umschläge, die sie unter dem Bett, hinter dem Schrank und unter der Spüle deponierte. Wenn sich nun, so ihre Überlegung, Schränker-Ede oder Zinker-Kalle auf der Suche nach ihrem Vermögen drei oder vier Minuten dort aufhielten, würden sie mit Sicherheit nicht alles finden.

Streuung ist wichtig

Was haben Oma Krause und ihr Eichhörnchen gemeinsam? Ganz einfach! Sie wissen, wie man mit Risiken umzugehen hat. Beide haben ihr Vermögen gestreut. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass Renditeerwartungen, die über das Niveau eines Sparbuchs oder des Bundesschatzbriefes hinausgehen, automatisch auch Risikoerwartungen sind. Dem geneigten Leser dieser kleinen Schule der Geldanlage ist bereits klar, dass wir ihm raten werden, sein Geld zwecks Erzielung einer guten Rendite in Aktien anzulegen.

Jedes Wertpapier hat ein gewisses Risiko: Die Firma Flinz und Piepe, deren 8-prozentige Unternehmensanleihe uns unser weiser Vermögensberater angesungen hat, könnte zahlungsunfähig werden. Die Aktien der im TecDAX aufgeführten Weltfirma Machreich.com könnten auf einen Schlag wertlos sein, weil sich ihr Boss mit dem Geld der Aktionäre in die Karibik verzogen hat und die Gesellschaft pleite ist. Machen wir es also wie Oma Krause (na gut, das mit den Umschlägen lassen wir bleiben) und streuen unser Vermögen. Der von den Weisen verwendete Ausdruck Streuung (oder noch weiser: Portfoliodiversifikation) bedeutet nichts anderes als: Lege Dein Geld niemals in nur einer Anlageform oder gar nur einem Wertpapier an. Verteile das Risiko!

Kurzfristige Geldanlage

Wir haben im letzten Schritt erwähnt, dass man Geld, dass man in den nächsten fünf Jahren wahrscheinlich brauchen wird, nicht in Aktien investieren sollte, da Aktien zwar langfristig gute Renditen bringen, die Aktienkurse kurzfristig aber stark schwanken können. Wohin also damit? Nach unserer Ansicht kommt dafür nur die festverzinsliche Anlage in Frage. Man packe einfach einen Notgroschen von einigen Monatsgehältern aufs Sparbuch. Das sollte wohl ausreichen. Wenn man vorhersagen kann, wann man das Geld benötigt, kann man auch festverzinsliche Wertpapiere mit genau festgelegter Laufzeit wie z.B. Bundesobligationen dazulegen. Manche Banken und Sparkassen bieten Festgeldmodelle oder Sparbriefe mit besseren Konditionen an. Mehr als geringe Zinsen, die man zu allem Überfluss bei Überschreitung des persönlichen Freibetrages auch noch versteuern muss, wirft die festverzinsliche Anlage zur Zeit nicht ab. Ohne Risiko keine hohe Rendite!

Nicht nur eine Aktie kaufen

So weit, so gut. Wir haben ein paar Euro festverzinslich verpackt, wollen aber mit dem Rest unseres Geldes über eine längere Laufzeit höhere Renditen erzielen und dabei auch ein höheres Risiko eingehen. Also ran an den Speck und Aktien von Volksdaimlerporsch kaufen? Wir sind nämlich fest überzeugt, dass dieser Autokonzern vor wunderbaren Zeiten steht und seine Aktien sicher steigen werden? Moment! Haben wir nicht gelernt, dass die Preisfindung am Aktienmarkt nicht immer rational ist? Und ist es nicht möglich, dass wir mit unserer Prognose, obwohl wir uns vorher gut über das Unternehmen informiert haben, schlichtweg falsch liegen? Nein, wir werden nicht alles auf eine Karte setzen, schon gar nicht bei einem Unternehmen wie Volksdaimlerporsch, sondern auch hier den Grundsatz der Streuung beherzigen. Wir verteilen das Risiko auf verschiedene Aktien. Wir erinnern uns, dass die Zufallsdepots aus dem letzten Schritt aus jeweils fünf Aktien bestanden haben. Und das funktioniert offensichtlich hervorragend. Tatsächlich ist es ein guter Erfahrungswert, dass man mindestens fünf Papiere im Depot haben sollte, damit Verluste bei einem Papier durch Gewinne bei den anderen kompensiert werden. Auf lange Sicht erzielt man so ein sehr schönes Kapitalwachstum.

Aber nicht den Überblick verlieren

Man soll es mit der Streuung auch nicht übertreiben. Ein gutes Beispiel dafür ist der blöde Köter des Neffen Ferdinand. Der vergräbt nämlich alle seine Knochen in Oma Krauses Garten und zwar alle an verschiedenen Stellen. Dass er dabei rasch den Überblick verliert und trotz seines guten Geruchssinns nicht alle wiederfindet, ist klar. Man merke: Wenn man nicht all seine Zeit mit der Kontrolle seines Vermögens verbringen will, sollte man sich auf eine bestimmte Zahl von Unternehmen, deren Aktien man hält, beschränken. Auch hier gibt es einen bewährten Leitsatz: Um den Überblick zu behalten, sollten es nicht viel mehr als zehn sein.

Oma Krauses Gedanken zum Thema Risiko

Übrigens hat sich Oma Krause auch Gedanken über die mit der Investition in Aktien verbundenen Risiken gemacht. Da sie kein Englisch spricht und Fremdwörter nicht mag, bevorzugt sie das schöne deutsche Verb "anlegen". "Wenn man sein Geld in Aktien eines Unternehmens anlegt", sagt sie, "hat man sich auch damit festgelegt. Man ist doch eigentlich Unternehmer geworden. Man legt sich also darauf fest, die Chancen‚ seines Unternehmens positiv zu bewerten. Gleichzeitig hat man sich auch selbst angelegt, und zwar mit allen Konkurrenten dieser Firma, denn die wollen besser abschneiden als die von mir favorisierte Gesellschaft. Wie das ausgeht, kann man nicht genau vorhersagen. Dort liegt wohl eines der Risiken." Danke, Oma Krause! Über diese verschiedenen Bedeutungen der deutschen Wörter "anlegen" und "festlegen" hatten wir gar nicht so genau nachgedacht. Das ist eine gute Illustration der Risiken.

Und was tun?

Wie geht man nun mit dem Risiko um? Erstens streut man es. Zweitens kauft man keine Aktien ohne sich vorher ausreichend Gedanken gemacht zu haben. Wenn man danach mit seiner Investitionsidee nicht völlig zufrieden ist, lässt man es bleiben und sucht nach einer besseren Möglichkeit. Im Gegensatz zum Spieler im Kasino setzt man nicht einfach auf ein Unternehmen. Man kann zwar die Zukunft nicht vorhersagen, aber man kann eine ausgewogene Einschätzung vornehmen. Dies in Verbindung mit der Streuung der Risiken und viel Geduld lässt auf lange Sicht keine Verluste, sondern viele schöne Gewinne zu.

Was tun eigentlich die Weisen Geldverwalter, wenn wir ihnen unsere Ersparnisse anvertrauen? Das erfahren wir im nächsten Schritt.

Schritt 1: Einführung
Schritt 2: Was bedeutet Geldanlage eigentlich?
Schritt 3: Das Wunder des Zinseszinseffektes
Schritt 4: Ziele setzen und runter mit den Schulden
Schritt 5: Die Legende vom Lottogewinn
Schritt 6: Kleinanleger an die Börse!
Schritt 7: Vom Umgang mit dem Risiko
Schritt 8: Wie die Weisen unser Geld verwalten
Schritt 9: Besser als die Weisen
Schritt 10: Zusammenfassung
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